Schlafregressionen - Rückschritt oder Entwicklung?

Wenn es um das Thema Babyschlaf geht, hört man immer wieder das Wort “Schlafregression”. Gerade noch hat das Kleine hervorragend geschlafen und plötzlich ist alles anders. Plötzlich wird es schlimmer. Nächtliche Wachphasen, frühes Aufwachen, lange Einschlafbegleitungen und und stehen nun auf dem Programm. Doch was hat es wirklich an sich mit den Schlafregressionen? Ist es wirklich eine Verschlechterung, ein Rückschritt? Das und wie ihr am besten durch diese Phase kommt, erfährst du im heutigen Blog.

In der Psychologie wird unter “Regression” ein Zurückfallen auf frühere Stufen der geistigen Entwicklung verstanden. Somit ist eine “Schlafregression” wortwörtlich mit einem Rückschritt des Schlafverhaltens gleichzusetzen. Tatsächlich ist es jedoch keineswegs ein Rückschritt, sondern vielmehr eine Weiterentwicklung des Gehirns. Es handelt sich um Entwicklungsschritte, welche Babys und Kleinkinder an bestimmten Alterszeitpunkten durchlaufen. Da während des Schafes die Verarbeitung des neu Erlernten und etliche Verknüpfungen im Gehirn stattfinden, kann diese Wachstums- und Entwicklungsphase natürlich auch einen Einfluss auf das Schlafverhalten haben, weswegen es sehr oft als Rückschritt und Verschlechterung wahrgenommen wird.

Schlafregressionen dauern zwischen drei bis sechs Wochen. Der Schlafbedarf eines Babys verändert sich. Im ersten Lebensjahr werden drei und im zweiten Lebensjahr zwei Schlafregressionen beobachtet. Diese möchten wir uns jetzt genauer anschauen:

Schlafregressionen im ersten Lebensjahr:

Im ersten Lebensjahr wächst ein Baby so schnell wie nie wieder. Neben körperlicher Entwicklung findet auch eine enorme geistige Entwicklung statt. Das Schlafverhalten wird im Laufe der ersten Lebensjahre dem eines Erwachsenen immer ähnlicher.

4-Monatsregression:

Zwischen dem dritten und fünften Lebensmonat findet die erste “Schlafregression” statt. Vermutlich kommen dir folgende Situationen bereits bekannt vor:

  • Dein Baby kann zwischen Tag und Nacht unterscheiden. Es findet signifikant mehr Nacht- als Tagschlaf statt. Somit wird der Schlaf deines Babys zyklischer.

  • Ein Schlafmuster ist erkennbar. Dein Baby wird zu ganz ähnlichen Zeitpunkten müde.

  • Es werden tagsüber drei bis vier Schläfchen gehalten.

  • Dein Kind hat eigentlich sehr gut geschlafen. Seit einigen Tagen ist das leider nicht der Fall. Es schläft viel unruhiger und wird nachts des Öfteren wach.

9-Monatsregression:

Diese findet zwischen dem achten und zehnten Lebensmonat statt. In dieser Phase entwickelt dein Kind seine grobmotorischen Fähigkeiten. Es fängt an sich aufzusetzen, zu Krabbeln oder vielleicht zieht es sich sogar schon an den Möbeln hoch.

  • Dein Kind ist quengelig

  • häufiges Aufwachen in der Nacht

  • Tagsüber werden nur kurze Tagschläfchen gemacht.

  • Dein Baby verweigert den Schlaf. Es möchte viel lieber herumturnen und dir seine neuen Fähigkeiten demonstrieren.

  • Nachts könnte dein Kind aufwachen und sich aufsetzen oder krabbeln. Das passiert, weil es die neuen Fähigkeiten auch im Schlaf verarbeitet und “übt”.

  • Trennungsängste. Dein Baby fremdelt und möchte am liebsten nur bei dir sein.

  • Tagsüber werden zwei bis drei Tagschläfchen gehalten.

11-Monatsregression:

Um den ersten Geburtstag herum macht dein Kind einen großen Entwicklungsschub durch. Es kann vielleicht schon laufen oder spricht womöglich schon seine ersten Wörter. Dein Baby nimmt die Außenwelt viel detaillierter wahr, was ihn in dieser Zeit womöglich ängstlicher macht. Diese Merkmale lassen sich während der 11-Monatsregression beobachten.

  • Dein Kind schläft ein bis zwei Stunden weniger als sonst

  • Es wacht morgens früher auf als sonst

  • Es macht den Anschein als würde es nur mehr noch nur einen Tagschlaf benötigen

  • Nächtliche Wachphasen können auftreten

  • Die Einschlafdauer wird länger

  • Dein Kind ist tagsüber sehr ängstlich und möchte dir nicht von der Seite weichen

Schlafregressionen im zweiten Lebensjahr:

18-Monatsregression:

Lässt sich zwischen dem 17. und 19. Lebensmonat beobachten. Dein Kind durchlebt in diesem Zeitraum einen weiteren großen kognitiven Entwicklungsschub. Es entdeckt nämlich sein „ICH“.

Somit beginnt die Autonomiephase, in der sich dein “Baby” als eigenständiges Individuum entdeckt. Die folgenden Merkmale sind zu beobachten:

  • Der Sinn für Unabhängigkeit steigt

  • Neugefundene Selbstbestimmung kann zu Frust führen

  • Spielwunsch erschwert das Einschlafen

  • Viele Kinder halten nur noch mehr ein Tagschläfchen

  • Einschlafen dauert ewig und wird meist von Schreien und Weinen begleitet

  • Mehrmaliges Aufwachen in der Nacht

Dein Kind muss lernen mit dieser neuen Wahrnehmung umzugehen. Dafür braucht es dich als seinen sicheren Hafen. Nimm daher die Gefühle deines Kindes ernst und versuche ruhig zu bleiben, wenn es gerade dabei ist zu explodieren.

24-Monatsregression:

Diese tritt meist zwischen dem 20. und 24. Lebensmonat auf. Verantwortlich hierfür sind meist Veränderungen im Umfeld, welche zu einer emotionalen Achterbahnfahrt führen können.

Das könnte beispielsweise die Geburt eines Geschwisterchens sein, der Start einer Fremdbetreuuung oder auch einfach nur der neu eingeschlagene Weg trocken zu werden. Folgende Schwierigkeiten können auftreten:

  • Häufiges Aufwachen in der Nacht

  • Abendliche Kämpfe, um nicht ins Bett zu gehen

  • Längere Einschlafdauer

  • Nächtliche Wachphasen

  • Früheres Aufwachen am Morgen

  • Der Mittagschlaf kann vorübergehend ausfallen, kehrt aber meist zurück

So kannst du jede Regression souverän meistern:

Jetzt stellst du dir vermutlich die Frage, wie du dein Kind am besten durch diese Wachstums- und Entwicklungsphase begleiten sollst. Hierfür ist es ganz wichtig zu wissen, dass es sich hier um eine Phase handelt. Eine Phase, an der dein Kind dich an seiner Seite braucht, weil es alleine mit diesen neuen Erfahrungen, Gefühlen und Erkenntnissen nicht klarkommt. Das A und O ist daher deine Gelassenheit, deine Sicherheit und deine Geborgenheit. Wenn du mit der Situation gelassen umgehst, wird es auch deinem Baby nicht schwer fallen diese Phase zu meistern.

Folgende Tipps erleichtern den Allgemeinzustand enorm: 

  • Verbringe vermehrt Zeit mit deinem Kind

  • Baue tagsüber mehrere kurze Kuscheleinheiten ein

  • Beziehe dein Kind in allem, was du vor hast. Vorallem, wenn du kurz aus dem Zimmer gehen möchtest

  • Übe tagsüber mit deinem Kind seine neuen Fähigkeiten

  • Plane vor den Schlafenszeiten genug Zeit ein, um mit deinem Kind zur Ruhe kommen zu können

  • Biete deinem Kind vor der Schlafenszeit genügend qualitative Zeit mit dir an und reflektiere mit ihm den Tag

  • Achte auf die richtige Schlafhygiene und einen geregelten Tagesablauf

  • Beobachte den Schlafbedarf deines Kindes und passe dein Schlafangebot den neuen Bedingungen an

 

Merke dir: Eine Schlafregression ist weder ein Problem noch ein Rückschritt. Vielmehr ist sie ein Zeichen einer normalen Entwicklung!